Fachhochschulen als Arbeitgeber

Positionen – Forderungen – Massnahmen für mehr Nachwuchs aus eigenen Reihen



«Was braucht es, damit eine Tätigkeit und Karriere an Fachhochschulen für deren Absolventinnen und Absolventen attraktiv ist?» FH SCHWEIZ ist dieser Frage nachgegangen und hält hier die verschiedenen Aspekte mit Stichworten und Positionen fest. Daraus abgeleitet gehen entsprechende Forderungen und Massnahmen hervor.

Inhalt Broschüre

Praxis
Praxis und Wissenschaft machen die Einzigartigkeit, den «USP» und damit die «DNA», der Fachhochschulen (FH) aus. Die Mitarbeitenden an FH definieren «Praxis» aber in der Regel selber, obwohl sie zentral und in den meisten Fällen höher zu gewichten ist als Abschlüsse. Es ist wichtig, dass die lehrende Person in ihrem Fachbereich einen aktuellen Praxisbezug mit einer exzellenten Expertise vorweisen kann. Dazu sind mindestens fünf Jahre Berufserfahrung ausserhalb der Hochschulwelt erforderlich, womit die Ausbildung an einer FH durch die Praxis genährt werden kann. Eine Forschungs- und Beratungsarbeit kann als Praxis gewertet werden, wenn eine direkte Tätigkeit, Zuständigkeit und Verantwortung in der Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur stattfindet.

→ FH SCHWEIZ fordert eine mehrjährige und verantwortungsvolle Berufserfahrung, beispielsweise Projektleitung oder Führungsaufgaben, im zu lehrenden Bereich. Diese soll primär vor, kann aber auch während der Hochschulanstellung gesammelt werden. Angestellte von FH sollen weiterhin in der Berufswelt tätig oder vernetzt sein.


Karrieremöglichkeiten
Die systematische Personalentwicklung an FH ist noch wenig bekannt. Entsprechend fehlen Evaluationen und Massnahmen.

→ FH SCHWEIZ erwartet eine nationale Initiative seitens der FH zur Steigerung der Attraktivität des Arbeitsplatzes FH. Dabei sollen auf allen Stufen praktische Leistungsausweise genauso hervorgehoben und angerechnet werden wie alle Formen der Weiterbildung.


Anstellungsbedingungen
Wenn es um eine Dozentenstelle geht, ist das Vorweisen des eingeforderten Praxisbezugs und der weiteren Hochschulabschlüsse (Master/PhD) insbesondere für FH-Absolventinnen und FH-Absolventen eine zusätzliche Hürde (vor allem da bereits der Bachelor in den meisten Fachbereichen gesetzlich berufsbefähigend ist). Zudem fehlt im Mittelbau bezüglich Personalentwicklung eine vertragliche Absicherung zwischen der FH und den Direktbetroff enen. Flexible Teilzeit-Pensen an FH und in der Berufswelt wären (gerade für jüngere Absolventinnen und Absolventen) positiv für den Praxisbezug, werden aktuell aber nicht gefördert.

→ FH SCHWEIZ fordert eine Empfehlung zur Anstellung und Personalentwicklung des Mittelbaus (assistierende, wissenschaftliche und dozierende Mitarbeitende) an Fachhochschulen seitens swissuniversities, Kammer FH. Dabei soll sie ein besonderes Augenmerk auf zeitgemässe und familienfreundliche Modelle legen.


Rekrutierung
Die Gewinnung und Rückgewinnung von gut ausgebildeten Führungskräften mit mehrjähriger Praxiserfahrung ist für Fachhochschulen eine grosse Herausforderung, zumal diese Mitarbeitenden auch an den FH Verantwortung übernehmen möchten. Der Unterricht und die angewandte Forschung & Entwicklung können in der Regel aber nur bedingt frei ausgestaltet werden und die Kompetenzen sind oft eingeschränkt oder nicht definiert. Eine weitere Problematik ist, dass Vertreterinnen und Vertreter des Mittelbaus einer FH beim Rekrutierungsprozess von Dozierenden nicht einbezogen werden.

→ FH SCHWEIZ fordert, dass nebst der Tätigkeit auch die Zuständigkeiten, die Kompetenzen und der Handlungsspielraum für die Ausgestaltung der Tätigkeit bei einer Rekrutierung defi niert, ausgeschrieben und im Anschluss eingelöst werden.

→ FH SCHWEIZ erwartet, dass die zuständigen Stellen der FH den Mittelbau bei einer Rekrutierung von Dozierenden einbeziehen.


Lehrtätigkeit
Das Prinzip «n+1», das besagt, dass Lehrende immer einen höheren Abschluss aufweisen müssen als die zu unterrichtenden Studierenden, ist an Fachhochschulen nur bedingt zielführend.

→ FH SCHWEIZ fordert eine flexible Auslegung des Prinzips «n+1». Von einer Quote und einem Grundsatz ist abzusehen. Die praktische Erfahrung ist höher zu gewichten als ein Abschluss mit theoretischem Hintergrund. Mittelbauangestellte an FH mit Beschäftigung in Projekten der angewandten Forschung und Entwicklung sind gegenüber reiner Unterrichtsassistenz zu fördern.


3. Zyklus
Eine Hochschule ist national und international nur dann anerkannt, wenn sie sich auf allen drei Stufen (Bachelor, Master, Doktorat) ausweisen kann. Dass die Ausgestaltung bei FH anders ist (siehe separates Dossier 3. Zyklus an Fachhochschulen mit permanentem praktischem Teil), versteht sich von selbst und ist für den Mittelbau an FH zentral.

→ FH SCHWEIZ begrüsst in einem ersten Schritt die Kooperationsmodelle mit universitären Hochschulen in der Schweiz und im Ausland, sofern FH als gleichwertige Partner anerkannt werden und sich beide Parteien gleichermassen für ein erfolgreiches Programm engagieren. Vor allem in jenen Fachbereichen ohne Angebot an universitären Hochschulen ist aber eine eigene Lösung für den 3. Zyklus (Doktorat) voranzutreiben.

Statistiken

Personal an Fachhochschulen mit FH-Abschluss

2020
2019
2018
Dozierende mit Führungsverantwortung
9.29%
9.12%
9.60%
Direktion, administrativ-technisches Personal
13.78%
13.10%
12.90%
Übrige Dozierende
21.82%
20.83%
22.29%
Assistierende und wissenschaftliche Mitarbeitende
45.35%
44.82%
44.17%
Total
25.01%
(5997 von 23976)
24.01%
(5666 von 23595)
24.39%
(5594 von 22931)
Quelle: BFS «Personal der Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen»




«Das eigenständige Profil von Fachhochschulen und ihren Absolventinnen und Absolventen hängt unbestritten sehr stark mit dem demjenigen der assistierenden, wissenschaftlichen, dozierenden und weiteren Mitarbeitenden sowie Leitenden von Fachhochschulen zusammen. Die Personalentwicklung und -rekrutierung ist bei Fachhochschulen ebenso wichtig wie bei Unternehmen. Nachdem betroffene Fachhochschulen-Absolventinnen und -absolventen vermehrt Schwachstellen des aktuellen Systems thematisiert haben, hat sich FH SCHWEIZ dem Thema «Attraktivität des Mittelbaus an Fachhochschulen» vertieft gewidmet. Zusammen mit dem Beirat kamen wir zum Schluss, dass das Thema auf die Fachhochschule als attraktiven Arbeitgeber ausgeweitet werden muss . Der nationale und einzige Dachverband aller Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen versteht sich bei diesem Thema als konstruktiver  Mitgestalter, erwartet ein Anpacken der Verantwortlichen an den Fachhochschulen und die Unterstützung seitens Bund.»
Christian Wasserfallen, ehem. Präsident FH SCHWEIZ, Nationalrat

Parlamentarische Behandlung
09.06.2022 Situation des akademischen Nachwuchses soll vom Bundesrat untersucht werden
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